Leserbrief zu den Artikeln in der RLZ:
„Kommt der Ausstieg vom Atomausstieg?“ V. 11.10.24
„Energiegewinnung im Welterbe wird gefordert“ v. 12.10.24
„Damit können wir bei der Unesco vorsprechen“ v. 12.10.24
Nach Lahnstein will man auch an der Loreley Energiegewinnung im Welterbe Oberes Mittelrheintal betreiben. Dabei sollen auch der Kern- und Rahmenbereich nicht tabu sein. Ich gehe nicht davon aus, dass man Photovoltaikanlagen in die Weinberge bauen will. Damals wollten alle Höhengemeinden der VG Loreley zum Welterbe Oberes Mittelrheintal gehören und davon profitieren. Weil das Welterbe halt nicht nur aus dem Rheintal, sondern auch aus den vielen landschaftlich schönen Seitentälern und den vielen Höhenburgen und Sehenswürdigkeiten besteht. Heute will man diese einzigartige Kulturlandschaft mit Wind- und Sonnenindustrieanlagen verschandeln. Man beruft sich auf die jetzt schon sichtbaren Winderzeugungsanlagen (WEA) auf der Hunsrückseite, die dort eigentlich nicht errichtet werden durften. Dabei sind sie nur halb so hoch, wie die jetzt geplanten. Als man die Grenzen der Welterben festgelegt hat, konnte man sich 270 m hohe Windindustrieanlagen überhaupt nicht vorstellen. Hier wird deutlich, dass man das Welterbe in ernste Gefahr bringt, nur um entsprechende Einnahmen zu generieren. Dies gilt auch für die Welterben Obergermanisch-Raetischer Limes und Great Spa of Europe Bad Ems. Die Ziele der überregionalen Raumordnung werden in Frage stellt. Was sind dann die Planung der Raumordnung und die daraus abgeleiteten Flächennutzungsplanungen noch wert? Wie wird die Arbeit von Fachbüros, Gutachtern, Mitgliedern und Entscheidern des Planungsverbandes geschätzt?
In Koblenz gibt man Geld aus, um den Status des Welterbes zu sichern. So bei der welterbeverträglichen Umplanung der Seilbahn. Sie soll sich besser in die historisch prägnante Umgebung einpassen. Unter diesem Aspekt wird auch die Bergstation erneuert. Zusammen mit der Festung Ehrenbreitstein soll ein Gefühl der Authentizität vermittelt werden. Was ist aber wenn die Menschen oben ankommen? Dort werden sie, rechtzeitig zur BUGA, einen Blick auf den Lahnsteiner Windpark haben, dessen nächste von 16 geplanten WEA gerade mal 7 Kilometer weit weg sind und jedes höher ist, als der Fernsehturm auf dem Kühkopf in Koblenz, der weithin sichtbar den Horizont dominiert.
Man konnte in der Zeitung lesen, dass der Energiewissenschaftler Ulrich Gräber der Energiegewinnung mit Photovoltaik und Windkraftanlagen kritisch gegenübersteht. Wir würden Sonne und Wind entscheiden lassen, wie viel Last auf das vorhandene Stromnetz kommt, das nicht für permanente Lastspitzen und deren Abfangen ausgelegt ist. Die an witterungsbedingt geeigneten Tagen erzeugten Strommengen könnten weder die Verbraucher noch das Netz aufnehmen. Sie flössen ohne Erlöse und oft nach Zuzahlung ins Ausland ab. Die Betreiber von Windrädern und Solarparks gehen kein Risiko ein. Sie erhalten das volle EEG-Entgelt, egal zu welchem Preis der Strom verschenkt wird. Die Entschädigungen, die der Staat mittlerweile dafür bezahlt, werden in diesem Jahr über 20 Milliarden Euro sein, so bilanziert U. Gräber.
Das ganze Dilemma liegt an fehlenden Stromverteilungsnetzen und Kapazitäten für die Stromspeicherung. Hier sollte investiert werden, und nicht in einer Kulturlandschaft mit dem Alleinstellungsmerkmal dreier Weltkultureben auf engstem Raum, die in großen Teilen auch noch im Naturpark Nassau liegt.
Rainer Ansel
Becheln